Para-Schwimmer Taliso Engel

..Gewinner der Goldmedaille bei den Paralympics 2021 in Tokio, dreifacher Weltmeister und nebenher noch Student für "Sport und angewandte Trainingswissenschaft"..

Taliso Engel
Taliso Engel

Sportlicher Werdegang:

  • 2023 WM: 1. Platz 100m Brust, 4. Platz 50m Freistil, 5. Platz 200m Lagen
  • 2022 WM: 1. Platz 100m Brust, 4. Platz 50m Freistil, 5. Platz 200m Lagen 
  • 2021 Paralympische Spiele: 1. Platz 100m Brust, 6. Platz 400m Freistil, 6. Platz 200m Lagen
  • 2019 WM: 1. Platz 100m Brust, 7. Platz 200m Lagen
  • 2016 EM: 1. Platz 100m Brust

Schulischer Werdegang:

  • Eliteschule des Sports Nürnberg
  • Bundessieger „Eliteschüler des Jahres“ 2021

MEINE AUSGANGSSITUATION

Aufgrund meiner starken Sehbehinderung, die ich bereits seit Geburt habe, wollte meine Mama immer, dass ich gut und sicher schwimmen kann. Daher habe ich schon sehr früh schwimmen gelernt und hatte zudem als kleiner Junge schon immer sehr viel Spaß im Wasser.   

Es gab keinen festen Zeitpunkt, an dem ich mir sicher war, dass Schwimmen zum Leistungssport für mich würde. Das war vielmehr ein fließender Übergang vom Breitensport zum Leistungssport. Dieser Übergang hat bei mir vermutlich 2011/12 stattgefunden, als ich zum ersten Mal an Deutschen Meisterschaften teilnahm.

Damals hatte ich noch keine Vorstellung, wie weit es für mich sportlich gehen würde. Mein Sieg bei meiner ersten Weltmeisterschaft 2019 kam sehr überraschend, aber von dort an habe ich ein bisschen geahnt, dass ich mein großes, langjähriges Ziel, die Paralympics in Tokio, erreichen werde.

MEIN SCHULISCHER WERDEGANG

Grundsätzlich hatte ich schon immer mein Abitur als Schulabschluss angestrebt. Allerdings habe ich 2019 doch erst meinen Realschulabschluss gemacht und bin anschließend auf die FOS (Anm.: Lothar Faber FOS, Verbundsystem Eliteschule des Sports Nürnberg) gewechselt. Dort habe ich 2021 mein Fachabitur und 2022 mein allgemeines Abitur absolviert. Ein Grund für den Wechsel auf die FOS war, dass es dort eine extra Leistungssportklasse gab und so Schule, Training und Wettkämpfe deutlich einfacher unter einen Hut zu bringen waren. Zudem wurden wir Leistungssportler*innen in dieser Klasse sehr gut von unseren Lehrkräften unterstützt und es war kein Problem Befreiungen für Trainingslager, Lehrgänge oder Wettkämpfe zu erhalten. Zudem gab es hier auch das Angebot von Übungsstunden, in denen der verpasste Schulstoff zusammen mit der Lehrkraft überarbeitet und besprochen werden konnte. Dadurch, dass wir auf der FOS zwei Mal die Woche Frühtraining hatten, waren die Schultage dann natürlich oft etwas länger. Alles in allem hat mir das ganze Konzept der Leistugssportklasse aber schon sehr geholfen meinen Sport und die Schule optimal zu vereinbaren.

AUSWAHL DES STUDIUMS

Lange Zeit war ich mir nicht sicher, was ich nach der Schule machen wollte. Ich hatte definitiv immer Interesse an einem spitzensportfreundlichen Studium. Bereits als Schüler hat mich die Richtung der Physiotherapie interessiert, vermutlich auch, weil ich durch den Leistungssport viele Berührungspunkte damit habe. Ich habe mich von den Laufbahnberatern des OSP Bayern zu meiner beruflichen Zukunft beraten lassen und bin nun 2023 in den Studiengang „Sport und angewandte Trainingswissenschaft B.A.“ an der DHGS (Partnerhochschule des OSP Bayern; blendend-learning Format) eingestiegen.   

Dort verbinden bereits zahlreiche (bayerische) Top-Athlet*innen Spitzensport und Studium miteinander. An der DHGS erhalten Athlet*innen, neben Unterstützung in puncto sportfreundlicher Studiengestaltung, auch Fördermöglichkeiten in Form von Teilstipendien, die die DHGS im Rahmen der Kooperationsvereinbarung mit dem OSP Bayern jährlich auslobt und an Aktive und Athlet*innen im Bereich Nachkarriere vergibt. 

UNTERSTÜTZUNG DURCH DAS SPORTSYSTEM

Tatsächlich nutze ich aktuell noch sehr wenige Optionen, die mir das Sportsystem eigentlich anbietet. Jedoch bedeutet mir vor allem die Unterstützung der Olympiastützpunkte sehr viel. Diese stellen für mich eine Art „festen Ankerpunkt“ dar, an den man sich immer wenden kann, wenn es irgendwo gerade besser laufen könnte.    

WAS ICH ANDEREN SPORTLER*INNEN RATEN MÖCHTE

Für mich war es immer sehr wichtig zumindest einen groben Plan zu haben, wie es nach der Schule weitergeht. Noch viel wichtiger war mir aber darüber im Klaren zu sein, dass ich meinen Sport nicht mein ganzes Leben lang ausführen kann und somit ein gutes Fundament für meine nachsportliche Karriere brauche. Das wäre auch das, was ich jüngeren Sportler*innen als Tipp mit auf den Weg geben würde: Nicht zu sehr auf den Sport versteifen und sich auch um die Karriere nach der sportlichen Karriere kümmern.     

Aus heutiger Sicht würde ich dennoch alles genauso machen und mich wieder für diese Wege entscheiden. Mit Sicherheit hätte ich einige Hürden in meiner Karriere anders umgehen oder vermeiden können, aber am Ende hat mich der Weg, den ich gegangen bin zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Ich habe bei meiner ersten WM Gold gewonnen, bei meinen ersten Paralympics Gold gewonnen und einen guten Schulabschluss gemacht. Ich denke, da gibt es wirklich nichts, was ich ändern würde.


  • Taliso Engel
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