„Time 4 You“: Ganztagsangebot in Oberwiesenthal

„Arzgebirg, wie bist Du Ski!“, wirbt die Region am Fichtelberg. Die „Eliteschule des Wintersports Oberwiesenthal“, die den Ganztag früh als „die Antwort“ erkannte, verbindet erfolgreich Spitzensport und Bildung.

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"Sport beflügelt im Gegenteil immer". Foto: Schule Oberwiesenthal

Wenn Denise Herrmann in die Loipe geht, Richard Freitag durch die Lüfte fliegt oder Eric Frenzel als Nordischer Kombinierer auf der Schanze auf seinen Absprung wartet, dann fiebert die Gemeinschaft der Eliteschule des Wintersports des Landkreis-Gymnasiums St. Annen in Oberwiesenthal besonders stark mit. Immerhin sind die drei Weltklassesportler ja Ehemalige der Ganztagsschule.

„Es ist ein wahnsinnig gutes Gefühl, im Fernsehen oder an der Strecke diese Sportler und Sportlerinnen zu sehen“, gibt Ute Ebell zu. Seit 1988 ist sie Lehrerin an der Schule, die damals eine Kinder- und Jugend-Sportschule (KJS) war – und noch „100-prozentig auf den Sport fixiert“. Seit 1992 leitet sie nun die Außenstelle des Landkreis-Gymnasiums St. Annen, das nur als Verbund, zum dem heute auch die Oberschule Jöhstadt gehört, existieren kann, weil der Standort in Oberwiesenthal für sich genommen damals zu klein gewesen wäre.

Die Laufbahn von Eric Frenzel hat Ute Ebell hautnah miterlebt. „Eric war wirklich ein ganz schmales Bürschchen, einen Kopf kleiner als die anderen Jungs in seiner Altersklasse. Unser Kollege Jens Einsiedel hat bei ihm als Trainer alles richtig gemacht. Während von außen immer gefordert wurde, den Eric voll zu belasten, hat Jens auf den kleinen Kerl eben nicht alles an Belastung draufgepackt, was möglich gewesen wäre, sondern die notwendigen Erholungsphasen verordnet. Er hat im Blick gehabt, was für Eric gut war“, erzählt die Außenstellenleiterin.

Fingerspitzengefühl  ist gefragt

„Von den Trainern ist viel Fingerspitzengefühl gefragt, nicht zu früh zu viel zu belasten, sondern die Umfänge altersverträglich zu steigern“, meint Ute Ebell. „Es geht hier auch ums Pädagogische. Wir beklagen alle, dass die Trainerausbildung zu wenig Pädagogik enthält und diskutieren das seit Jahren. Wir müssen die Super-Perfektionisten unter den Schülerinnen und Schülern vor ihrem Mega-Ehrgeiz bewahren. Denn die Belastung ist bei 30 Stunden Schule mit vier Wochenstunden Profilsport extra und 30 Stunden Training enorm für die Jugendlichen. Und das ist ja nur die Netto-Zeit. So wie zum Unterricht die Hausaufgaben dazukommen, sind beim Training ja auch Aufwärmen und Dehnübungen und so weiter dabei.“

Offenkundig gelingt es dem Gymnasium zusammen mit den Trainern des sächsischen und deutschen Skiverbands, des Rodelverbands und des Olympiastützpunkts bisher gut, die Belastung für ihre Schülerinnen und Schüler zu steuern. Die Liste der international erfolgreichen Absolventinnen und Absolventen lässt sich beliebig verlängern: Neben Herrmann, Frenzel und Freitag kamen in den letzten Jahren zum Beispiel noch der Skispringer Martin Hamann, die Skilangläuferinnen Anna-Maria Dietze, Katharina Henning und Julia Belger, der Skilangläufer Lennart Metz und die Rennrodlerin Saskia Langer zu Medaillen und ersten Plätzen bei Wettbewerben.

Auf der Junioren-Ebene kommen Teilnahmen bei der Junioren-WM Nordisch und Rennrodeln, den Europäischen Jugendspielen, Schülerweltmeisterschaftstitel im Skilanglauf, beim „Jugend trainiert für Olympia“-Bundesfinale im Skilanglauf und vieles mehr dazu.

"Der Sport beflügelt"

Momentan träumen von den insgesamt rund 200 Schülerinnen und Schülern rund die Hälfte davon, im Langlauf, Skisprung, Ski Alpin, Biathlon, Rennrodeln oder in der Nordischen Kombination die nächste Denise Herrmann oder der nächste Eric Frenzel zu werden. Die 98 Plätze im angeschlossenen Internat sind fast vollständig ausgebucht. Denn zum einen kommen die Jugendlichen aus ganz Deutschland. Zum anderen ist der Anschluss durch den öffentlichen Nahverkehr hier oben, abseits des Ortskerns auf rund 950 Metern Höhe – Oberwiesenthal ist die höchstgelegene Stadt Deutschlands – begrenzt.

Sein Kind ins Internat zu geben, ist für Ute Ebell „in den heutigen Zeiten der Überbehütung von Kindern ein mutiger Schritt für die Eltern“. Den sie für richtig hält: „Es fördert die Selbstständigkeit. Die Mädchen und Jungen müssen selbstbewusst und selbstorganisiert sein, um diesen Anforderungen gerecht zu werden.“ Da sei es kontraproduktiv, wenn „Helikoptereltern“ – hier auch „Eislaufmuttis“ genannt – ständig ihren Kindern alles abnehmen wollen. Nach ihrer Erfahrung hat noch „nie ein Schüler oder eine Schülerin das Abitur nicht bestanden, weil er oder sie einen Sport ausgeübt hat“. Der Sport beflügele im Gegenteil immer, und gute Sportler seien oft auch erfolgreiche Schüler, weil sie ehrgeizig seien.

 


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