„Das hat was“: Gertrud-von-le-Fort-Gymnasium Oberstdorf

Das Gertrud-von-le-Fort-Gymnasium, südlichstes Gymnasium Deutschlands auf 800 Metern Höhe mit Blick auf die Allgäuer Alpen, fördert Ski- und Eislauftalente. Doch nachhaltiger Tourismus will im Urlauberparadies auch gelernt sein.

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Das Gertrud-von-le-Fort-Gymnasium ist das südlichste Gymnasium Deutschlands. Foto: Gymnasium Oberstdorf

Ludwig Haslbeck tritt ans Fenster, fährt die Sonnenblende hoch und gibt den atemberaubenden Blick auf die vor dem Schulgebäude heraufragenden Allgäuer Alpen frei. „Das hat was, nicht?“, fragt der Schulleiter des Gertrud-von-le-Fort-Gymnasiums Oberstdorf. In der Tat. „Umgeben von Bergen und frischer Luft“ wirbt die Schule für sich.

Das südlichste Gymnasium Deutschlands liegt auf rund 800 Metern Höhe. Anfang des Monats hat die Schule das Jubiläum ihres Schulhauses gefeiert. Seit 1959 befindet sich das Gymnasium in der Rubinger Straße 8. Zur Einweihung saß damals Gertrud von le Fort, berühmte Dichterin der deutschen „Inneren Emigration“, die von Hermann Hesse für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen worden war, als Ehrengast im Publikum. Seit 1976 trägt das Gymnasium ihren Namen. Gegründet wurde die Schule 1924 auf Initiative von Oberstdorfer Bürgern als private Realschule. Für Schulleiter Haslbeck eine „bahnbrechende und ungewöhnliche Entscheidung“, dass sich der kleinste Ort im Oberallgäu inmitten der landwirtschaftlich geprägten Umgebung für eine weiterführende Schule stark machte.

Heute zählt Oberstdorf knapp 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Die Marktgemeinde ist fast vollständig auf Tourismus eingestellt. „Sie werden hier kaum ein Haus finden, das nicht mit dem Fremdenverkehr zu tun hat“, so der Schulleiter. Und natürlich ist sie durch den Wintersport berühmt. Gerade laufen die letzten Bauarbeiten an der legendären Skisprunganlage am Schattenberg für das Auftaktspringen der Vierschanzentournee am 28. und 29. Dezember und auch bereits für die Weltmeisterschaft 2021.

Das Gertrud-von-le-Fort-Gymnasium ist seit dem Schuljahr 2008/2009 bayerische Eliteschule des Wintersports und daher besonders nah am Geschehen auf Pisten, Loipen und Schanzen. Schülerinnen und Schüler, die das Profilfach Sport wählen, haben hier von der 8. bis 10. Klasse wöchentlich zwei Stunden Sportpraxis und zwei Stunden Sporttheorie. Sport hat den Status eines Kernfaches, in dem auch Schulaufgaben geschrieben werden. Für hervorragende Leistungssportler gibt es nach der 10. Klasse die Möglichkeit, die Oberstufe auf drei Jahre zu strecken.

„Die Naturwissenschaften florieren, und das Profilfach Sport kommt gut an“, freut sich Ludwig Haslbeck, der seit zwölf Jahren die Schule leitet und selbst Deutschlehrer, über die Breite der Schule. Rund 130 der 530 Schülerinnen und Schüler – darunter auch aus dem benachbarten Kleinwalsertal, das zum Einzugsbereich der Schule gehört – haben das Profilfach Sport gewählt. Die anderen Jugendlichen entscheiden sich für den sprachlichen oder den naturwissenschaftlich-technologischen Schwerpunkt.

Seit dem Schuljahr 2015/2016 nimmt das Gymnasium auch am Pilotversuch Mittelstufe Plus teil, der den Schülerinnen und Schülern für die Mittelstufe vier statt drei Jahre Zeit einräumt. Mit der Wiedereinführung des G9-Gymnasiums läuft die Mittelstufe plus jetzt aus. Die Schule wird mit Einführung des neunjährigen Gymnasiums weiter wachsen. Ein Anbau ist geplant.

 

 

"Der Sport fördert die Selbstständigkeit der Schülerinnen und Schüler". Foto: Gymnasium Oberstdorf

 

Gleichgewicht halten

Schulleiter Ludwig Haslbeck ist es wichtig, dass „wir alle Schülerinnen und Schüler im Blick behalten“, was mitunter ein „heikles Gleichgewicht“ sei. Denn den Schülerinnen und Schülern im Leistungssport kommt naturgemäß öffentliche Aufmerksamkeit zu. „Die letzte Olympiade mit einigen ehemaligen Schülerinnen und Schülern und deren Medaillengewinne wurde hier intensiv und mit Stolz wahrgenommen“, sagt der Schulleiter. Erfolge und Wettkämpfe führen wiederum zur Identifikation mit der Schule und schärfen ihr Profil. „Aber man muss halt auch aufpassen, dass es keine Vorzugsbehandlung einer Schülergruppe gibt. Wir wollen, dass sich alle Schüler gut an unserer Schule aufgehoben fühlen.“

Schülerinnen und Schüler im Sportprofil sind wegen ihrer Trainingszeiten öfter einmal vom Unterricht befreit. Sie arbeiten dann am Abend, an den Wochenenden und in den Ferien nach. Auch in den Sommermonaten. „Die Jugendlichen trainieren inzwischen auf einem so hohen Niveau, das es nicht mehr erlaubt, zu lenzen“, erläutert der Schulleiter. „Der Wintersportler wird im Sommer gemacht“, zitiert Florian Kuiper, Diplom-Sportwissenschaftler und Leiter des Skiinternats Oberstdorf, eine Erkenntnis. „Die Jugendlichen trainieren dann auf Matten und Rollen, aber hauptsächlich ihre Kondition.“

Einmal monatlich trifft sich der Schulleiter mit Florian Kuiper. 44 Schülerinnen und Schüler leben derzeit im Internat, nicht nur aus dem Gertrud-von-le-Fort-Gymnasium, sondern auch aus der Mittelschule Oberstdorf, der Staatlichen Realschule Sonthofen, der Staatlichen Fachoberschule Sonthofen und der Privaten Wirtschaftsschule Merkur. Es gibt sogar Schülerinnen und Schüler aus Sachsen und Thüringen.

"Sehr gutes Team und sehr gute Absprachen"

„Der Sport fördert die Selbstständigkeit der Schülerinnen und Schüler. Und viele sind auch in der Schule ehrgeizig und bringen sehr gute Leistungen“, betont Florian Kuiper. Ein Paradebeispiel ist derzeit der 19-jährige David Mach, der als Nordisch-Kombinierter am Weltcup teilnimmt und sein Abitur mit der Note 1,0 abgelegt hat. Im Januar 2019 war David Mach zum ersten Mal bei der Nordischen Junioren- und U23-Weltmeisterschaften in Lahti (Finnland) dabei und holte gleich mit der Staffel Gold. Bei der Bayerischen Meisterschaft im Eiskunstlaufen und Eistanzen im November waren ebenfalls Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums erfolgreich.

 

 


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