MEINE AUSGANGSSITUATION
Aktuell konnte ich bei den Leichtathletik-Europameisterschaften in einem tollen Wettbewerb des Siebenkampfs die Bronzemedaille erringen. Ein Jahr zuvor wurde ich sogar Vize-Weltmeisterin. Aber dies wird man ja nicht von heute auf morgen, sondern es benötigt lange Jahre der Vorbereitung. Gerne berichte ich mal, wie es dazu kam und was mich dabei antrieb und wer mich unterstützte.
Durch meinen älteren Bruder, der Handball gespielt und Leichtathletik gemacht hat, bin ich sozusagen auf dem Sportplatz und in der Turnhalle groß geworden. Anschließend habe ich ihm in den gleichen Sportarten nachgeeifert und habe zunächst Handball als auch Leichtathletik auf ähnlichem Niveau betrieben.
Nachdem ich mit 14 Jahren zum ersten Mal Deutsche Meisterin im Block-Wurf wurde, war mir klar, dass ich definitiv Leistungssport machen wollte. Mit 15 Jahren, nach dem Gewinn der Silbermedaille bei der U18 WM im Siebenkampf, habe ich mich dann endgültig für die Leichtathletik und gegen die Junioren-Nationalmannschaft im Handball entschieden. Zwar konnte man schon da erkennen, dass ich als Mehrkämpferin talentiert war, aber es war noch lange nicht absehbar, wie erfolgreich meine Karriere verlaufen würde.
MEIN SCHULISCHER WERDEGANG
Nach meinem Realschulabschluss entschied ich mich als 16-Jährige ins Sportinternat nach Frankfurt am Main zu ziehen und an der dortigen Eliteschule des Sports mein Abitur zu machen. An der Carl von Weinberg Schule spielt der Leistungssport eine besondere Rolle. Da diese aber nicht nur von Leistungssportlern besucht wird, sondern auch eine öffentliche Schule ist, die jedes Kind besuchen kann, war es damals noch nicht immer möglich, auf alle Anforderungen des Leistungssports im Schulalltag Rücksicht zu nehmen. Als Siebenkämpferin ist das Training besonders umfangreich. Es waren für mich daher drei sehr anstrengende Jahre bis ich mein Abitur hatte. In der gesamten Zeit hat mich meine Familie sowohl schulisch, aber auch sportlich immer gefördert und unterstützt.
Ohne den Einsatz meiner Eltern wäre der Umzug mit bereits 16 Jahren ins Sportinternat nach Frankfurt am Main nicht möglich gewesen. Außerdem wurde ich durch meinen Trainer gut betreut, dem nicht nur meine sportlichen, sondern auch schulischen Leistungen sehr wichtig waren. Durch die enge Zusammenarbeit mit dem Olympiastützpunkt Hessen wurde Frankfurt am Main schnell zu meinem neuen Zuhause. 2011 schloss ich erfolgreich das Abitur ab und begann im September direkt mein Studium bei der Landespolizei in Hessen als Angehörige der Sportfördergruppe.
STUDIUM/BERUF
Für mich stand schon als Kind fest, dass ich gerne den Polizeiberuf ausüben wollte. So entschied ich mich für den „Bachelor of Arts-Schutzpolizei“. Für mich war es die perfekte Kombination von Sport und Beruf. Ich konnte das Duale Studium im gehobenen Dienst bei der Polizei Hessen beginnen und wurde auch noch in die Sportfördergruppe aufgenommen.
Als Angehörige der Sportfördergruppe dauert das Studium 4,5 Jahre, im Gegensatz zum Regelstudiengang, der drei Jahre dauert. Durch diese Streckung des Studienganges war es mir möglich, für Training, Trainingslager, Wettkämpfe, aber auch z.B. Pressetermine offiziell freigestellt zu werden. Dennoch kam der theoretische oder praktische Unterricht nie zu kurz. Meine Ausbilder waren zudem bereit, mich nach längeren Abwesenheitszeiten besonders zu unterstützen. Durch die Sportfördergruppe in Hessen ist es mir als Athletin möglich ein optimales Studium zur Polizeikommissarin abzuschließen und gleichzeitig als Topathletin meinen Leistungssport bestmöglich und erfolgreich auszuführen.
So kann ich uneingeschränkt jungen Menschen, die zur Polizei gehen möchten, das Studium bei der Landespolizei in Hessen als Angehörige der Sportfördergruppe empfehlen. Erst durch diesen Schritt bin ich zur Weltklasseathletin herangereift, habe eine berufliche Existenz nach meiner sportlichen Karriere erlangt und freue mich schon auf die spätere Ausübung dieses Berufs.
Im Februar 2016 habe ich bereits meinen Abschluss zur Polizeikommissarin gemacht und bin seitdem komplett für den Sport freigestellt.
MEIN UMFELD UND WAS ICH ANDEREN SPORTLERN RATEN KANN
Aus heutiger Sicht würde ich meinen schulischen als auch beruflichen Weg wieder so wählen.
Ich finde es sehr wichtig, dass sich junge Sportler frühzeitig um ihre berufliche Zukunft Gedanken machen und sich nicht auf den momentanen sportlichen Erfolgen ausruhen. Der Sport kann durch Verletzungen schnell vorbei sein und genau dann ist es wichtig, sich durch ein Studium oder eine Ausbildung eine finanzielle Sicherheit aufgebaut zu haben.
Auch die Zusammenarbeit mit dem Olympiastützpunkt Hessen war auf meinem Weg immer sehr wichtig. Ich habe als Athletin schon immer eng mit dem OSP Hessen zusammengearbeitet, der mir den Übergang ins Sportinternat nach Frankfurt am Main sehr einfach gemacht hat und auch den weiteren Weg zur Polizei mit unterstützt hat.
Generell finde ich es sehr gut, dass ich mich als Athletin jederzeit an den Olympiastützpunkt und dessen Ansprechpartner wenden kann und mir stets geholfen wird.
Besonders wichtig ist, dass Laufbahnberater den Athleten unterstützend zur Seite gestellt werden. Nicht jeder Athlet weiß direkt, was er studieren oder welche Ausbildung er machen möchte. Viele wissen auch nicht, an wen sie sich dafür wenden können. Durch diesen Kontakt bekommt der Athlet das Gefühl, nicht allein zu sein und im Team einen Schritt weiter zu kommen. Daher möchte ich mich sehr herzlich bei den beiden Laufbahnberatern des OSP Hessen, Arnulf Rücker und Bernd Brückmann bedanken.